Jahreslosung 2022

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

Johannes 6, 37

offene Tür. Bild: Stefanie Balinger

Liebe Gemeinde,

eine wunderbare Zusage Jesu steht über diesem Jahr; eigentlich ist sie noch viel wunderbarer, als sie hier steht; im Griechischen steht wörtlich: Wer zu mir kommt, den werde ich nie und nimmer … unter keinen Umständen … hinausstoßen. Der Gedanke, Jesus könnte uns von sich weisen, ist vollkommen undenkbar. Und auch hinter dem Wort „abweisen“ steht im Griechischen etwas viel ausdrucksstärkeres: hinausstoßen, wegjagen, verstoßen. Aber natürlich beginnt das im Kleinen mit Ablehnung und Abweisung.

Wenn wir diese Worte hören, fallen uns vielleicht gleich Erfahrungen ein, wo wir von Menschen abgewiesen wurden oder werden - vielleicht schon viel früher - im Sandkasten oder in der Schule; andere fühlen sich am Arbeitsplatz gemobbt oder in der eigenen Familie abgelehnt; das mag besonders wehtun.

So soll uns die Jahreslosung als erstes heilsam begegnen: bei Jesus musst du Ablehnung und Abweisung niemals befürchten … egal, wie du aussiehst, wie du dich fühlst, aus welcher Familie du kommst; egal wie andere über dich urteilen, wie du selbst über dich denkst - ob du dich würdig genug fühlst, ihm zu begegnen, oder nicht.

Jesu Tür ist für uns immer offen – das hat sicher auch die Künstlerin Stefanie Balinger zu dem Bild inspiriert: eine weit geöffnete Tür.

Der Raum, in den wir hineinschauen, ist hell erleuchtet; dadurch wird der Kontrast zu dem Raum davor besonders deutlich: vor der Tür ist es dunkel.

Die geöffnete Tür wirkt einladend: Komm doch herein, bleib nicht draußen stehen.

Und das ist nun eine wichtige Frage: gehe ich hinein oder bleibe ich vor der Tür stehen?

Ich meine, viele Christen stehen noch draußen; sie erleben etwas von dem Lichtschein, der vor die Tür fällt: eine Bewahrung in brenzliger Situation … oder Gottes segnendes Eingreifen nach einem Gebet … vielleicht werden sie gesund und nach schwerer Krankheit oder es klärt sich etwas Schwerwiegendes; das alles ist wunderbar, aber das reicht ihnen dann auch. Sie setzen ihren Fuß nicht über die Schwelle. Sie wagen es nicht, vollkommen einzutreten. Lieber bleiben sie in der unverbindlichen Finsternis stehen.

Wer hat diese Tür überhaupt geöffnet? – Es ist niemand zu sehen, aber links oben hängt ein überdimensionaler Schlüssel in Kreuzform.

Nur durch das Kreuz Jesu ist die Tür geöffnet. Am Kreuz kommt keiner vorbei … der Mörder ebenso wenig wie der, der nur mal eine Notlüge gebraucht hat oder im Streit mit seinem Nachbarn liegt. Das ist Herausforderung und Zusage zugleich: wir kommen nicht daran vorbei, vor dem Kreuz Jesu innerlich die Knie zu beugen; aber zugleich öffnet es die Tür für jeden, der das tut … eben auch für den Mörder.

Und noch einen Gedanken initiiert dieses Bild: wir entdecken Brot und Wein in dem hell erleuchteten Raum, - ein gedeckter Tisch. Sie stehen symbolisch für das Heilige Abendmahl. Darin will Christus selbst uns begegnen. So kosten wir, indem wir hier das Heilige Mahl empfangen, schon ein Stück vom Reich Gottes. Tatsächlich – wenn der helle Raum für die jenseitige Welt Gottes steht, dann sagt uns dieses Bild ganz klar: das erleben wir nicht erst nach unserem Tod. Wir sind jetzt eingeladen einzutreten … schon jetzt soll unser Leben von Gottes Reich umfangen sein – bis in alle Ewigkeit. Und deshalb macht es tatsächlich einen existentiellen Unterschied: ob wir drinnen sind oder noch draußen vor der Tür stehen. Wenn Sie es nicht schon getan haben - lassen Sie sich einladen, hereinzukommen für immer – Sie werden schon erwartet.

Herzlichst - Ihre Pfarrerin Ute Eismann

Bild: Stefanie Balinger