O Haupt voll Blut und Wunden

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Leserinnen und Leser unserer Homepage!

Am 14. Februar beginnt mit dem Aschermittwoch wieder die Passionszeit. Wir folgen Jesus Christus nach auf seinem Kreuzweg, im Geiste und mit dem Herzen. Wir stehen unter dem heiligen Kreuz von Golgatha. Betroffen und traurig schauen wir auf den Gekreuzigten, fühlen seine Schmerzen, empfinden tiefes Mitleid. Wohl kaum ein anderes Passionslied bringt diese innere Betroffenheit besser zum Ausdruck, als das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“. Der Pfarrer und Liederdichter Paul Gerhardt brachte es 1656 zu Papier und benutzte dazu eine lateinische Vorlage. Bildlich hatte er das dornengekrönte Angesicht des Gekreuzigten in seiner Kirche im brandenburgischen Mittenwalde vor Augen. In der Predella des spätgotischen Altars halten zwei Engel das Schweißtuch der Veronika mit dem Angesicht des leidenden Christus. Die Augen des Gekreuzigten sind auf den Betrachter gerichtet. Sein Mund ist leicht geöffnet. So als wollte er uns fragen: Das hab ich für dich getan! Was tust du für mich? Nimmst du es an? Glaubst du daran? Lässt du es dir zur Rettung und zur Erlösung werden? Ein Bild, das einem beim Betrachten derart ins Herz geht und so schnell nicht wieder loslässt. So ging es mir, als ich 2019 diese Kirche besuchte.

Möge die Passionszeit uns dem Gekreuzigten wieder näher bringen. Möge sie für uns eine Zeit der Besinnung, der stillen Einkehr und des Nachdenkens sein. Eine gute Zeit der Glaubensstärkung. Mögen die Worte des Psalmisten der Christenheit uns persönlich ergreifen und zu Herzen gehen. Mögen auch wir uns nach dieser Nähe zu dem gekreuzigten Christus sehnen. So schöpfen wir daraus auch Kraft für unser Leben und für unseren Glauben, gerade auch in dunklen und schwierigen Zeiten.

Strophe 1:
O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron,
o Haupt, sonst schön gezieret mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber hoch schimpfieret: gegrüßet seist du mir!

Strophe 4:
Nun, was du, Herr, erduldet, ist alles meine Last;
ich hab es selbst verschuldet, was du getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat.
Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.

Strophe 6:
Ich will hier bei dir stehen, verachte mich doch nicht;
von dir will ich nicht gehen, wenn dir dein Herze bricht;
wenn dein Haupt wird erblassen im letzten Todesstoß,
alsdann will ich dich fassen in meinen Arm und Schoß.

Strophe 8:
Ich danke dir von Herzen, o Jesu, liebster Freund,
für deines Todes Schmerzen, da du’s so gut gemeint.
Ach gib, dass ich mich halte zu dir und deiner Treu und,
wenn ich nun erkalte, in dir mein Ende sei.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch eine besinnliche, gesegnete und glaubenstärkende Passionszeit.

Es grüßt Sie und Euch herzlich Pfarrer Michael Goll